L’HEURE BLEU – INS DÄMMERLICHT MIT ALLEN SINNEN

Die „blaue Stunde“ (frz. heure bleue) ist ein besonderer Moment im Tageslauf: Wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, färbt sich der Himmel für eine je nach Breitengrad und Jahreszeit unterschiedliche Dauer tiefblau. Neue Musik und künstlerische Arbeiten, die sich an alle Sinne richten nahmen Bezug auf diese veränderliche Phase des Übergangs und bildeten vom 5. bis 8. Oktober 2017 in Form eines kleinen Kunstfestivals einen temporären Erlebnisraum, der von der Stuttgarter Katharinenkirche bis zur GALERIE AK2 reichte. Jeweils exakt während

der blauen Stunde (s. Zeiten unten) verwandelte sich die Lorenzstaffel zwischen den beiden Orten in einen sich stetig wandelnden Wahrnehmungsparcours mit Visuals, Düften und Sounds für Flaneure. Zur Einstimmung fanden am Donnerstag und Samstag öffentliche Proben mit Neuer Musik in der Katharinenkirche statt. Und nach dem Flanieren auf der Lorenzstaffel ging es zur „Blue After Hour“ in die GALERIE AK2. Am Sonntag schließlich fand ein großes Abschlusskonzert mit Neuer Musik und Visuals in der Katharinenkirche statt.

ORTE UND TERMINE

LORENZSTAFFEL
Flanieren zur blauen Stunde – Visuals, Klang, Duft

Do, 5.10., 18:54–19:26 Uhr
Fr, 6.10., 18:52–19:24 Uhr
Sa, 7.10., 18:50–19:22 Uhr
So, 8.10., 18:48–19:20 Uhr

GALERIE AK2
Blue After Hour – Screening, Lesung, Essenz

5.–7.10., nach der blauen Stunde
Lorenzstaffel 8

KATHARINENKIRCHE
Neue Musik

5. und 7.10., 18.15 Uhr: Öffentliche Probe
8.10., 20 Uhr: Konzert
Katharinenplatz 5

KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER
GALERIE AK2/Lorenzstaffel

Sigrid Sandmann: Visuals/Texte, 2017
Martin Stortz: „treppauf, treppab“, Sound, 2017
Claudia Vogel: Duft (mit Brigitte Witschi), Zeichnungen, 2017
Thomas Neff: „Gerührter Perfect Blue Maritimi“, 2017
Beatrice Büchsel: Lyrische Intervention, 2017
Helene Schwab: „500“, Soundinstallation, 2017

Flaneurinnen und Flaneure
Rebecca Baur, Markus Bretz, Hendrik Jaich, Nina Ramacher, Katharina Schaaf, Merlin Sodat, Francisco Wiborg Bamford

Open Stage GALERIE AK2
Matthias Becher, Matthias Gronemeyer, Uli Olpp, Dominik Steinhilber und weitere Beitragende

Zeichnungen von Claudia Vogel zu den Düften in der GALERIE AK2
(je 29,7 x 42 cm, 2017)
Für die Kreation der Düfte für die blaue Stunde ging Claudia Vogel von den „Abend- und Nachtduftern“ aus. Es gibt Blumen, die zeigen zwar schon tagsüber ihre Pracht, verströmen aber erst zur Dämmerung, also zur Blauen Stunde, ihren Wohlgeruch. Zum Beispiel die Nachtviole (Hesperis matronalis): Die Blume zeigt Dolden mit hauchzarten Blüten. Sie besticht selbst empfindlichste Nasen mit ihrem unvergleichlich süßen Duft, der sich erst am frühen Abend entfaltet. Es gibt sie in Zartlila oder Weiß. Stark in der Nase ist der feinwürzige, an Nelken erinnernde Duft des Ziertabaks (Nicotiana sylvestris). Die graziösen trompetenförmigen Blütenglöckchen in Weiß, Creme oder Pastell öffnen sich erst spätnachmittags und duften dann betäubend intensiv. Der Duft der Mondviole (Lunaria rediviva) ist fliederähnlich süß. Weil die Dolden der Frühlingsblüten später von silbrigen Samenkapseln abgelöst werden, ist die Blume auch unter dem Namen Silberblatt bekannt.

Eine zierliche Exotin aus Südafrika sorgt mit ihren winzigen weißen Sternblütchen für einen wahren Duftrausch: Sternbalsam (Zaluzianskya capensis) riecht – erst abends, denn am Tag bleiben die Blüten geschlossen – außergewöhnlich stark nach Vanille. Die Engelstrompete (Datura) verbreitet vor allem abends einen lasziven, süßen Duft, vielleicht ist sie deshalb gleich nach dem Oleander die beliebteste Kübelpflanze? In Südamerika jedenfalls glaubt man, dass der Duft der Engelstrompete einschläfere und heftige erotische Träume erzeuge. Geradezu betäubend ist die abendduftende Tuberose (Polyanthes tuberosa). Es ist eine exzentrische Schönheit mit betörend schwülstigem Odeur. Entsprechend seinem Namen verströmt auch der Nachtjasmin (Cestrum nocturnum) seinen Wohlgeruch erst zur Blauen Stunde. Der aromatische und sehr intensive Duft wird von vielen kleinen gelben Blüten entsandt. Die Spanier tauften den Nachtdufter galan de la noche – „Galan der Nacht“.

PROGRAMM KATHARINENKIRCHE

Sonntag, 8.10., 20 Uhr
Jonathan Bell (*1982): „and the sea“ für Stimme, Flöte, Violoncello, Piano (UA)
Oliver Frick (*1973): „Aria furiosa“ für Sopran & Klavier (2013)
Rodrigo Bussad (*1985): „Fantasmagoria“ für Violoncello solo (UA)
Olaf Lervik (*1982): „Android I“ für Klavier & Elektronik (2015)
George Crumb (*1929): „Spanish Songbook II“ für Stimme & Piano (2013)
Joseph Michaels (*1977): „Bäch in Borneo“ für Violoncello & Playback (2017)
George Crumb (*1929): „Vox Balenae“ Flöte, Violoncello & Piano (1971)

Musikerinnen und Musiker
Gabriele Lesch, Stimme
Maria Kalesnikava, Flöte
Céline Papion, Violoncello
Martin Stortz, Klavier
Kurt Laurenz Theinert, Licht
Felix Behringer, Live-Elektronik

Masken
Rose Octopus

BETEILIGTE GESAMTPROJEKT

Plakate/Flyer
Izabela Arsovska, Illustration
Atelier Rosenberger, Kommunikationsdesign

Technik/Fotografie/Film
Lothar Heinrich, Andreas Körner

Blues zur Nacht
Mit freundlicher Genehmigung von Thomas Putze

Konzeption
Céline Papion, Martin Stortz, Winfried Stürzl, Kurt Laurenz Theinert, Andreas Körner

Dank an
Rebecca Baur, Heike Ehrath, Fabian Kühfuß, Adrian Reinbeck, Fabrice Weichelt und an alle, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben

Das Projekt L’HEURE BLEUE entstand in Kooperation mit
S-K-A-M e.V.

VERANSTALTUNG

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