FELIX STUMPF: THERE IS A CRACK IN EVERYTHING

Eröffnung: Freitag, 24. Juni 2017, 19.30 Uhr
Dauer der Ausstellung: bis 21. Juli 2017

In seiner speziell für die GALERIE AK2 entwickelten ortspezifischen Intervention zeigte der in Berlin lebende Künstler Felix J. Hermann Stumpf großformatige Cyanotypien. Weiße Linien und Flächen formen sich darin zu raumartigen Strukturen und bilden mit ihrer geometrisierenden Präzision einen auffälligen Kontrast zu dem fast „malerisch“ wirkenden blauen Hintergrund. Dank ihrer technisch-konstruktiven Anmutung lassen die Blätter an Architekturzeichnungen denken – unterstützt durch das Verfahren selbst: Denn bis in die 1930er-Jahre hinein wurde die Technik zur Reproduktion von Bauplänen genutzt. Ein genauerer Blick auf die Grafiken lässt modulare Strukturen erkennen. Tatsächlich dienten Felix J. Hermann Stumpf Ornamente aus dem Innen- und Außenbereich von Gebäuden der sozialistischen Moderne Ost-Berlins als Grundlage. Die strenge Ordnung der ursprünglichen Raster löst sich jedoch zugunsten freier, poetischer Strukturen auf. Dank der Präsentation in den Schaufenstern des Projektraums wurde stattdessen ein Bezug zum urbanen Umraum hergestellt, der sich in den Glasflächen spiegelte. Ähnliches gilt für die Holzbalkenkonstruktion an der schmalen Schaufensterfensterfront. Strukturen aus den Cyanotypien wurden hier ins Dreidimensionale übertragen und erweiterten deren Prinzip ganz real nach außen. Öffentlicher Raum wurde exemplarisch einer künstlerischen Nutzung zuführt und dessen sozioökonomische Kontrolle damit spielerisch unterwandert.

Die Innenräume der GALERIE AK2 selbst erwiesen sich in diesem Kontext als „Freiraum“ im Wortsinn. Denn obwohl es von außen aufgrund von Spiegelungen so schien, als hätten sich drei Balken der Außenkonstruktion innen fortgesetzt, wurde diese Erwartung nur von einer einzelnen Strebe erfüllt. Der Blick des Betrachters fiel im Inneren stattdessen auf die Rückseiten der Bilder – und auf den rohbauartigen Charakter des Galerieraumes, der eine „Zwischennutzung“ als künstlerisches Forschungslabor suggerierte. In einem Nebenraum fand über den Ausstellungszeitraum hinweg auch tatsächlich ein Experiment mit der Belichtung von Cyanotypien statt. Der von Felix J. Hermann Stumpf gewählte Titel für seine ortsspezifische Intervention lautet: There is a crack in everything. Wer den Song Anthem von Leonard Cohen aus dem Jahr 1992 kennt, weiß, wie es dort weiter heißt: That’s how the light gets in. Vielleicht geht es dem Künstler also weniger um die Brüche, die seine Arbeit kennzeichnen, als um das Licht, das durch sie hindurch wahrnehmbar wird. Auf physikalischer Ebene macht es Arbeiten wie Cyanotypien ja schließlich erst möglich. Im übertragen Sinne werden „Schwellenräume“ (Stumpf) geöffnet, in denen Utopien zumindest temporär Realität werden können.

AUSSTELLUNG

AUFBAU

VERNISSAGE